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Kalif Storch

letzterStand vom 15. Januar 2003

Editorial 1/2000

Liebes Mutare-Publikum,

„Wir wissen, daß die Grundideen von dem, was heute gefühlt und geschaffen wird, schon vor uns bestanden haben, und weisen mit Betonung darauf hin, daß sie in ihrem Wesen nicht neu sind; aber die Tatsache, daß neue Formen heute an allen Enden Europas hervorsprießen wie eine schöne, ungeahnte Saat, das muß verkündet werden und auf all die Stellen muß hingewiesen werden, wo Neues ensteht.“ (Franz Marc)

Mit solcher Euphorie brachen die Künstler des „Blauen Reiter“ und die Komponisten um Schönberg, denen das erste Mutare-Konzert gewidmet ist, in das letzte Jahrhundert auf. Sie legten die Grundlagen für die ästhetische Entwicklung des 20. Jahrhunderts, das noch nicht so weit hinter uns liegt, als daß wir generelle ästhetische Visionen für das neue Jahrhundert formulieren könnten. Die ersten Mutare-Programme drehen sich noch einmal um wegweisende Werke und musikalische Ideen des 20. Jh.:

Die Integration der Stille als musikalischen Parameter im Programm um Schuberts „Streichquintett“, der völlig neuartige Umgang mit dem Atem als musikalischem Material in Lachenmanns „temA“, Stockhausens Versuch einer Komposition polyphoner „Zeitmasze“ zwischen Determination und Aleatorik und Ligetis Neudefinition des Konzertanten in seinem hintergründig virtuosen Cello-Konzert sind Beispiele solch wichtiger Neuerungen.

Das szenische Konzert im Theaterhaus Frankfurt und in Luxemburg bringt Schönbergs „Pierrot Lunaire“ als Klassiker der Moderne in ein theatrales Spannungsfeld mit dem, was ihm vorausging (in Schrekers noch stark spätromatisch geprägter „Tanz-Suite“) und dem, was ihm folgte: Eislers – in seinen eigenen Augen gelungenste – Kammermusik „Vierzehn Arten, den Regen zu beschreiben“. Als Komposition zu Joris Ivens Stummfilm „Regen“ ist sie in der Besetzung des „Pierrot“ eine gelungenes Beispiel einer avancierten, musikalisch eigenständigen Filmmusik.

Das Bewußtsein um die Erweiterungen des Denkens und der Wahrnehmung, die das letzte Jahrhundert hervorgebracht hat, ist uns daher nicht Anlaß zur Abkehr davon als vielmehr Anregung zu dessen Weiterführung

Regine Elzenheimer
Dramaturgie

 

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