Mutare Ensemble


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Kalif Storch

letzterStand vom 15. Januar 2003

Editorial 3/99

 

Liebes Mutare-Publikum,

“...Sicherheit ist nirgends...”, - dieses Motto von Athur Schnitzler, das wir unserem Theaterhaus-Konzert im November gegeben haben, stammt aus der Zeit der letzten Jahrhundertwende, als mit der “Wiener Moderne” ein ästhetischer Aufbruch ins Neue gewagt wurde.
In unserem Herbstprogramm, mit dem wir auf unsere Jahrhundertwende zugehen, finden sich viele der musikalischen Vertreter der anbrechenden Wiener Moderne, in  der die ästhetische Tradition des 19. Jahrhunderts noch einmal kulminierte und gleichermaßen überwunden wurde. Gustav Mahler´s “Lied von der Erde”, das er 1911 “ein großes Lebewohlsagen” nannte, ist ein großartiger Abgesang auf das 19. Jahrhundert, dem der Schmerz des unumgänglichen Abschieds innewohnt.
Die Suche nach dem “Neuen” und einer eigenen kompositorischen Identität verbindet die Kompositionen von Zemlinsky, Schreker und Berg mit dem 1978 entstandenen Klaviertrio von Gerhard Müller-Hornbach. Arnold Schönberg, dessen Bewunderung für Mahler sich unter anderem in seiner Bearbeitung von dessen “Lied von der Erde” zeigt, vollzieht schließlich mit seinem “Pierrot lunaire”, wie Webern mit seinen
“6 Bagatellen”, den endgültigen Bruch mit der Tradition.
Kompositisten wie Ernst Toch und Feruccio Busoni haben zu Anfang des Jahrhunderts in ihrer Tonsprache versucht, sich vom Subjektivismus des 19. Jh. abzusetzen. Am Ende dieses Jahrhunderts nun hat die kompositorische wie gesellschaftliche Entwicklung eine Pluralisierung der Möglichkeiten durchlaufen, die vielleicht auch zu einem Orientierungsverlust geführt hat.
Indem es sich von keiner verbindlichen Tradition mehr zu befreien gilt, kehrt sich der nach vorn gerichtete expressive Gestus der letzten Jahrhundertwende in einigen zeitgenössischen Werken um in eine Art neue Subjektivität. Die Werke der Zeitgenossen, denen das Oktober-Konzert im Frankfurter Museum für Moderne Kunst gilt, tragen den Gestus eines sehr verschieden begründeten Innehaltens, eines Insistierens auf einem Moment, den man aus verschiedenen Blickwinkeln einkreist.

Ich wünsche Ihnen und uns noch viele musikalische Aufbrüche und Monmente des Innehaltens!

Regine Elzenheimer
Dramaturgie