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Liebes Mutare-Publikum,
„Das Erdenrund ist so geschmückt, und selten lärmet Der Schall durchs offne Feld, die Sonne wärmet
Den Tag des Herbstes mild, die Felder stehen Als eine Aussicht weit,die Lüfte wehen...“ So heißt es in Hölderlins Gedicht „Der Herbst“, das stumm gesprochen das Ende von Nicolaus A. Hubers „Herbstfestival“
markiert. Weite, Farbe, Klang und Bewegung als elementare Naturerfahrungen haben – wie auch imWerk Toru Takemitsus und George Crumbs - immer wieder zu deren ästhetischer Gestaltung inspiriert. Die Musik bietet
vielleicht wie kaum ein anderes Medium die Möglichkeit, diese Erfahrungen in ein Wechselspiel äußerer und innerer Räume, Klänge und Bewegungen zu transformieren. In besonderer Weise kommt diese Qualität in der seit 1993
bestehenden Konzertreihe im MMK zum Tragen, zu dessen10-jährigem Bestehen das Mutare Ensemble wieder ein Konzert veranstalten wird. Die Inspiration durch einen japanischen Garten und die Wasserbewegungen eines
Teiches, die durch den Wind oder das Springen eines Frosches ausgelöst wurden, liegt Isabel Mundrys Komposition „traces des moments“ zugrunde, die ihren Ausgang darin nahm, „diese naturhaften Vorgänge als Zeichen zu
lesen“ (Mundry). Gerhard Müller-Hornbachs neue Komposition „Der Gesang des Danijar“ wurde durch folgende Textpassage aus Tschingis Aitmatows „Dshamilja“ angeregt: „...Wenn ich doch das Lied Danijars auch nur
annähernd wiedergeben könnte! Es hatte fast keinen Text, ohne Worte öffnete es die ganze Weite menschlicher Seele. Nicht vorher, nicht nachher – niemals habe ich ein solches Lied gehört... Danijars Gesang breitete sich
jetzt frei in der Ebene aus. Immer neue Melodien lösten einander ab und flossen harmonisch ineinander über...“ Jens Josefs „Choral d’Ameublement“ wurde 1998 für das MMK geschrieben und verfolgt in einer räumlichen
Aufstellung der Musiker die Idee der innermusikalischen „Möblierung“ eines Raumes durch eine Musik- oder Textzeile. Giya Kanchelis „Morning Prayers“ schließlich schreitet die Weite innerer Räume angesichts der Trauer
über die Begrenzung des Äußeren aus. Den musikalischen Herbst des Mutare Ensembles bestimmen darüberhinaus spanische Kompositionen für Gitarre, die „minimal music“ und nicht zuletzt Person und Werk Hans Ulrich
Engelmanns, zu dessen 80. Geburtstag das Ensemble mit einem Gesprächskonzert im November herzlich gratuliert!
Regine Elzenheimer Dramaturgie |